Evaluation und Forschung

Regelmäßig erfahren neue Ansätze in Pädagogik und Psychologie bei uns den Praxistest.

„Nur wer sich ändert, bleibt sich treu“

Das Private Gymnasium Esslingen versteht sich als Modellschule und will in Zusammenarbeit mit Einrichtungen aus Forschung und Lehre geeignete Unterrichtskonzepte für Schüler:innen mit AD(H)S weiterentwickeln und deren Wirksamkeit und praktische Umsetzbarkeit erproben. Dabei wollen Sie die gewonnenen Erkenntnisse einem größeren Kreis von Bildungseinrichtungen auch im Rahmen der Lehreraus- und Lehrerfortbildung zugänglich machen.

Im Jahr 2022 fand ein solches Forschungsprojekt statt:

Stockkampfkunst für Jugendliche mit ADHS

Stockkampfkunst als Freizeitaktivität! Und dazu eine Minderung der Impulsivität und eine Förderung der Emotionsregulation? Eine Pilotstudie der SRH Hochschule Heidelberg bewegt die Jugendlichen im PGE und zeigt interessantes Potenzial im Zusammenhang mit ADHS auf.

Die philippinische Stockkampfkunst wird in Deutschland zunehmend therapeutisch eingesetzt. Die Arbeit mit den Rattanstöcken fordert und fördert Klarheit bei der Wiederholung von Schlagfolgen, Aufmerksamkeit und Konzentration im Umgang mit sich und anderen und ermöglicht in Partnerarbeit die Erfahrung von Verhaltens- und Emotionsregulation. Das Innehalten als ein zentrales Prinzip eröffnet einen Raum zwischen Reiz und Reaktion, um gewohnte Verhaltensweisen zu unterbrechen und Kontrolle zu gewinnen.

Können Jugendliche mit ADHS von einem Bewegungsangebot mit Stockkampfkunst profitieren? Im Frühjahr 2022 haben neun Schüler:innen der 7. und 8. Klasse sechs Wochen lang eigene Erfahrungen gesammelt und mit ihren Rückmeldungen einen Beitrag zur Verbesserung der noch ausstehenden Evidenzlage geleistet. Im Rahmen ihrer Masterarbeit leitete eine angehende Tanz- und Bewegungstherapeutin der SRH Hochschule Heidelberg wöchentliche Workshops mit Stockkampfkunst, Wahrnehmungsübungen und aktiver Entspannung. Sie analysierte die Ergebnisse sowohl mit quantitativen als auch mit qualitativen Verfahren.

Die statistischen Resultate belegen einen klaren Trend zur Abnahme der selbst eingeschätzten Impulsivität. Auf der Körperebene nahmen sich die Jugendlichen nach den Bewegungseinheiten zudem meist als entspannter und/oder ruhiger wahr. „Der Workshop ist cool. Ich bin danach entspannter und kann mehr Aufgaben im Silentium erledigen“. Auf emotionaler Ebene erlebten mehrere Teilnehmende eine Zunahme von „Klarheit“, „Ordnung“ und „Kontrolle“ oder eine positive Veränderung ihrer Stimmungslage. Am Ende der Workshopreihe berichteten viele Jugendliche von großem Spaß sowie von einer interessanten und lehrreichen Zeit. Insbesondere die Schlagfolgen mit den Stöcken und die Entspannungsübungen wurden erwähnt. „Die Bewegungen sind nicht alltäglich. Es ist toll, durch die Luft zu schwingen. Ein befreiendes Gefühl“.

Die Ergebnisse der Pilotstudie, ihre Literatur sowie die Implikationen für die zukünftige Forschung und die klinische Praxis können gerne bei der Studienleiterin erfragt werden.

Studienleitung: Nadia Henkes, Tanz- und Bewegungstherapeutin (M.A.), nadia.henkes@yahoo.fr

Betreuerin: Prof. Dr. phil. habil. Sabine Koch, SRH Hochschule Heidelberg