Geschichte

Die wichtigsten Meilensteine auf dem Weg zu unserem einzigartigen Schulprojekt

Schulgebäude

Chronik

  • 2000: Am Kindertherapeutischen Zentrum Esslingen wird die „ADHS-Mini-Notschule e.V.“ gegründet

  • September 2007: Die „Münsinger Schule gGmbH“ nimmt den Schulbetrieb in Esslingen auf (Insolvenz im Herbst 2008)

  • Dezember 2008: Als Nachfolger wird der „Trägerverein Privates Gymnasiums e.V.“ gegründet, der den Schulbetrieb zum Januar 2009 übernimmt

  • Januar 2012: Das PGE wird staatlich anerkannt

  • Juli 2013: Der erste Abitur-Jahrgang verlässt das PGE

  • April 2015: Der Trägerverein kauft das Schulgebäude von der Technischen Akademie Esslingen (TAE).

  • 2017: Die erste große Umbauphase wird abgeschlossen (u.a. Naturwissenschaftlicher Fachraum).

  • Juli 2022: Die Stiftung Privates Gymnasium Esslingen wird gegründet.

  • Februar 2024: Die Übertragung der Schulträgerschaft auf die Stiftung erfolgt

Ein lesenswerter Beitrag aus unserer Festschrift zum 10-jährigen Jubiläum:

Es herrschte eine bedrückte Stimmung als im Herbst 2008 der Insolvenzverwalter Dr. Grub in der Schule erschien, um den Mitarbeitern das wirtschaftliche Ende des vorangegangenen Schulträgers zu verkünden. Wie erklärt man Schulkindern die Rolle eines Insolvenzverwalters? Der Schulleiter versuchte Mut zu machen und erklärte ihnen, der elegant gekleidete Herr sei Bestatter und vielleicht auch Geburtshelfer in einem.

Doch alle Versuche, das festgefahrene Schiff wieder flott zu bekommen, blieben fruchtlos. Nach eineinhalb Jahren unter der Trägerschaft der Münsinger Schule GmbH war endgültig Schluss. Ein Neustart mit der alten und damals schon bewährten Crew musste her. Und es war erstaunlich, dass bei aller berechtigten Sorge um die Zukunft niemand von Bord ging: Kein Mitarbeiter kündigte und keines der Kinder wurde von den Eltern abgemeldet! Dass dies derart gut gelang, lag am Mut der Verantwortlichen, dem großen Vertrauen der Eltern in die Schule und ihr Konzept, aber natürlich auch an der Alternativlosigkeit eine adäquate Beschulung für unsere besonderen Schülerinnen und Schüler zu finden.

Jetzt musste alles sehr schnell gehen, musste ein Verein gegründet werden, der die Schulträgerschaft übernehmen konnte. Nur indem wir auf die bewährte Satzung der Freien Evangelischen Schule Stuttgart zurückgreifen konnten und diese auf unsere Bedürfnisse anpassten, konnten wir so schnell reagieren. Am 30.11.2008 fanden sich Karla Humburg-Wallis, Armin Kasper, Alfredo Pinon (Vorstände), Adelheid Herzberg (Kassier), Eberhard Schmidt, Harald Elmer sowie Claudia Geppert und Thomas Dahm (Schulleitung) zur Gründungsversammlung in Magstadt zusammen. Der „Trägerverein Privates Gymnasium Esslingen e.V.“ war geboren und damit auch der bis heute etwas spröde klingende Name unserer Schule. Aber für Schnörkel wie eine ausufernde Namenssuche blieb uns keine Zeit, denn weiterhin war Eile geboten. Von unschätzbarer Hilfe war uns in jenen Tagen die Hilfe von Oberstudiendirektor Geißinger, der seine große Erfahrung in die Waagschale warf und uns dabei half, eine Organisationsstruktur zu entwickeln, die sicherstellte, dass die besondere pädagogische Konzeption des PGE im Schulalltag eines allgemeinbildenden Gymnasiums nachhaltig verankert wurde.

Die Weihnachtsferien standen bevor und es galt die Genehmigung des Betriebs eines Gymnasiums durch das Regierungspräsidium Stuttgart zu erhalten, damit wir überhaupt weiter machen konnten. Mit Schreiben vom 09.01.2009 erfolgte der erhoffte Bescheid und die Erleichterung war groß, dass der fliegende Wechsel der Schulträgerschaft so reibungslos gelungen war. Doch die Arbeit fing jetzt erst an. Eineinhalb Jahre Anerkennungsfrist waren verloren gegangen! Dazu muss man wissen, dass eine staatlich genehmigte Schule erst nach einer Wartefrist von drei Jahren finanzielle Zuwendungen durch das Land erhält. Sämtliche Bemühungen des Vorstands, die verstrichenen eineinhalb Jahre dennoch anerkannt zu bekommen, blieben erfolglos. Die Kontakte zum Ministerium waren in dieser Hinsicht recht ernüchternd. So mussten wir von dieser Seite hören, dass eine Schule wie die unsere nicht erforderlich sei. Man bekäme die Beschulung unserer Klientel auch an Regelschulen hin. Immerhin empfahl man uns, mit einem auf ADHS spezialisierten Internat in Baden-Württemberg Kontakt aufzunehmen. Das war in der Tat weder sonderlich ermutigend noch ein praktikabler Ratschlag, um unsere finanziellen Herausforderungen zu lösen. Wir brauchten zunächst einen belastbaren Haushaltsplan, mit dem wir zur Bank gehen konnten. Kaum war dieser erstellt, klopften wir bei der gemeinnützigen GLS Bank an und stießen auf offene Ohren. In einem außerordentlichen Kraftakt sammelte der Vorstand Kleinbürgschaften und Darlehen ein, die als Sicherheit für eine Kredittranche dienen konnte.

Der Schulbetrieb war zunächst gesichert und die Schülerschaft wuchs weiter an. Am 13.05.2011 erfolgte ein Wechsel im Vorstand des Trägervereins, Armin Kasper und Alfredo Pinon schieden aus, Thomas Dahm und Dr. Markus Reitzig traten dafür in den Vorstand ein. Da das PGE einzügig ist und je Klasse aus pädagogischen Gründen höchstens 15 Schüler aufgenommen werden, sind die Betriebskosten für ein allgemeinbildendes Gymnasium verhältnismäßig hoch. Zumal das PGE sich mit dem Psychologisch-Pädagogischen Team ein unabdingbares, aber kostenintensives Kleinod leistet. So blieb es nicht aus, dass es wiederholt zu Wachstumsschmerzen kam, die uns noch viele Jahre begleiten sollten. Eine weitere – in wirtschaftlicher Hinsicht – wichtige Hürde wurde mit der am 02.12.2011 mit dem Jugendamt Esslingen geschlossenen Leistungsvereinbarung genommen. Eltern von Kindern mit Anspruch auf Eingliederungshilfe nach dem „Sozialgesetzbuch VIII. Kinder- und Jugendhilfe“ konnten ab sofort einen Teil der Schulkosten von ihrem örtlichen Jugendamt bezuschusst bekommen. Das bedeutete für Eltern eine sehr große Hilfe.

Die größte finanzielle Erleichterung stellte sich schließlich am 12.01.2012 mit der Verleihung der Eigenschaft als staatlich anerkannte Ersatzschule ein. Das bedeutete, dass wir ab sofort Prüfungen abnehmen durften und am PGE Abschlüsse erworben werden konnten, – der erste Abiturjahrgang erfolgte im Schuljahr 2013. Der Weg zur staatlichen Anerkennung war nicht leicht gewesen: Die Hürden sind hoch. Es musste ein Curriculum entwickelt, eine gewisse Quote von Lehrern mit Anstellungsbefähigung beim Staat erfüllt, ein Unterricht auf gymnasialem Niveau nachgewiesen werden. Der Tag, an dem der Gymnasialreferent Studiendirektor Franz Schneider mit seiner Prüfungskommission am PGE aufschlug, ist vielen noch in lebendiger Erinnerung. Das Kollegium war gründlich vorbereitet, Leistungsfeststellungen (Tests, Klassenarbeiten), Stoffverteilungspläne, Tagebücher und Schülerakten lagen zur Einsichtnahme bereit. Eine Heerschar von Fachreferenten besuchte alle Unterrichte und nahm Einsicht in alle Unterlagen. Deren Meldungen wiederum flossen an Herrn Schneider, der ein endgültiges Urteil aussprechen musste. Dabei ging es tatsächlich um die Wurst, denn schon damals war der Stellenmarkt für Lehrer leergefegt und wir rangen mit der vom Regierungspräsidium vorgegebenen Lehrerquote mit zweitem Staatsexamen. Im Vorfeld hatte der Schulleiter noch in persönlichen Gesprächen mit dem damaligen Staatsekretär im Kultusministerium Dr. Mentrup, um die Auslegung der Verwaltungsvorschrift gerungen. Es stand wieder einmal alles auf dem Spiel; denn ohne die Verleihung des Status als staatlich anerkannte Ersatzschule wäre uns wohl die anstehende Jahrgangsstufe und auch die Klasse 10 weggebrochen, was dem PGE wirtschaftlich das Genick gebrochen hätte. So war es ein erlösender Moment, dass Herr Schneider uns am Abend des Kommissionsbesuchs Hoffnung machte, dass es gelingen könnte. Und so ist es ja dann auch gekommen. Es darf vermutet werden, dass Herr Schneider und die Verantwortlichen im Amt mit der Entscheidung am Ende auch ihr pädagogisches Ermessen ausgeschöpft haben. Die Schulgemeinde war froh über die genommene Hürde.

Weitere Herausforderungen lagen vor uns. Wir mussten das Schulhaus dringend baulich verändern, um mit der wachsenden Schülerzahl Schritt zu halten. Das Otto-Kögler-Haus war von der Technischen Akademie Esslingen gemietet. Wir hatten mit der TAE immer einen wohlwollenden Vermieter an unserer Seite gehabt, der unsere Belange verstand und uns lange mit dem Mietzins entgegengekommen war. Größere Umbauten waren aber in dem angemieteten Schulhaus nicht möglich. Also blieb uns am Ende nichts anderes übrig, als den Erwerb des Schulgebäudes in Angriff zu nehmen. Erneut erwies sich die GLS Bank als verlässlicher Partner und wir konnten den Plan mit ihrer Unterstützung umsetzen, auch weil uns die TAE einen fairen Preis angeboten hatte.

Das PGE wuchs weiter und hatte inzwischen seine Fühler auch in Richtung Wissenschaft ausgestreckt. Vielen ist vielleicht gar nicht bewusst, was sich das PGE vom ersten Tag auf die Fahnen geschrieben hatte. In § 2 der Satzung heißt es: „In Zusammenarbeit mit Einrichtungen aus Forschung und Lehre sollen geeignete Unterrichtskonzepte für Schülerinnen und Schüler mit AD(H)S weiterentwickelt und deren Wirksamkeit und praktische Umsetzbarkeit erprobt werden. Die gewonnenen Erkenntnisse sollen einem größeren Kreis von Bildungseinrichtungen auch im Rahmen der Lehreraus- und fortbildung zugänglich gemacht werden.“ So führte beispielsweise die Universität Frankfurt unter der Leitung von Professorin Caterina Gawrilow verschiedene Forschungsvorhaben am PGE durch, davon eines auch von der Robert Bosch Stiftung gefördert wurde. Das PGE war bereits an vielen Veranstaltungen zur Lehrerfortbildung zum Themenkomplex ADHS beteiligt. Referendare vom Seminar Esslingen besuchen außerdem jährlich im Rahmen einer Modulwoche zur inklusiven Beschulung unser Gymnasium.

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am PGE sind sich bewusst, dass unsere Schule sich immer in einem Entwicklungsprozess befindet und niemals stehen bleiben kann. So stehen wir im Austausch untereinander und mit außerschulischen Partnern und Einrichtungen, um noch besser zu werden darin, Kindern und Jugendlichen mit psychischen Problemen eine erfolgreiche schulische Perspektive anzubieten.

(aus: Festschrift zum 10-jährigen Jubiläum des Privaten Gymnasiums Esslingen, Juni 2019, Seite 6f.)